Wohnwägen sind spießig? Wohnmobile erst recht? Und Camper alle möchtegern-Freaks, in Wahrheit jedoch Spießer? Seit wir in Australien sind, sehe ich das alles etwas anders.

Was die Australier hier für Fortbewegungsmittel auf- bzw. rumfahren, ist für meine deutsche Campingseele unglaublich zu begreifen. Weil: Unglaublich cool!

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Ohne Zweifel ist ein Allradauto in Australien sinnvoll, wenn man mal rechts und links der geteerten Straßen hineinsieht. Warum also nicht auch ein Allrad-Anhänger? Denkt man hier, und baut die abgefahrensten Outdoorteile schlechthin. Hier gibt es einfach keinen einzigen Wohnwagen, der einem deutschen Musterbeispiel entspricht (die so aus der Ferne betrachtet ziemlich arg zerbrechlich aussehen). Hier gibt es höhergelegte Wohnwägen mit Crossprofil, ausfahrbaren Wänden, einer komplett anderen Anhängerkupplung für die extra Portion Schlagloch und mit jeder Menge Halterungen für Wasser- und Benzinkanister. Mit so einem Teil kann man bestimmt getrost mal ein paar Tage völlig abgeschottet in der Sandwüste überleben, über Schotterpisten heizen und durch Flüsse fahren

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Wohnmobile sind gleich auf alten Lasterzügen gebaut und so hoch, dass man damit wahrscheinlich gleich den Neckar durchqueren könnte. Manchmal sind sie sogar so groß, dass der dahinter auf dem Anhänger (!) transportierten Jeep(!!) winzig klein aussieht. Auf dem Kühler trohnt ein dickes Wildfanggitter, auf der Windschutzscheibe ebenfalls. Das sind Gefährte, um echte Abenteuer zu erleben! Das trauen sich scheinbar nur echte Australier (vorwiegend im Rentenalter), denn Ausländer haben wir noch keine mit so einem Vehikel entdeckt. Ich könnte mir das hingegen mittlerweile gut vorstellen und werfe teilweise sehnsüchtige Blicke in eine der vielen „4WD only“-Pisten…

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Genauso abwechslungsreich verhält es sich im Übrigen mit den Campingplätzen. Wir sind bisher immer einfach hingefahren und haben einen Platz gebucht (das geht hier ohne Voranmeldungstrara ganz wunderbar einfach – auch bei nur einer Nacht wird man (anders als in Deutschland) nicht schief angesehen. Die Qualitäten sind dabei total unterschiedlich: Mal hat man ein Luxusresort mit Spielplatz, Pool und Campkitchen samt Kräutergarten, mal einfach nur einen staubigen Platz mit einem Klo, das man sich mit Kakerlaken teilen muss.

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Manchmal ist der Platz mitten im Wald und umsonst (einige Städte haben nicht nur blitzblanke öffentliche Klos, sondern auch Duschen!), der teuerste Platz kostete uns bisher 42 Dollar die Nacht, was ungefähr 30 Euro (inkl. Strom und Wasser) sind und völlig legitim war. Im Schnitt kostet ein Platz mit Strom und Wasser um die 30 Dollar, wir haben jedoch auch schon für 10 Dollar oder umsonst übernachtet. Einige Roadhouses bieten sogar kostenloses Camping an, diese lagen für uns jedoch bisher so ungünstig, dass wir sie bisher nie benutzt haben (wahrscheinlich geht das vielen so und sie sind deswegen umsonst). Bei einer Übernachtung verzichten wir im Outback auf Strom, da dieser direkt vor Ort mit Generatoren produziert wird und dementsprechend teuer ist.

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Abgesehen von Glendambo hatte jeder unserer Outback-Campsites einen Pool. Das war im 5-Personen-Ort Kulgera zwar mehr ein Zufall und eigentlich mehr ein uraltes gefliestes Loch mit Wasser drin, aber das Baby war dennoch begeistert (vor allem, weil es dort auf einen gleichaltrigen Jungen traf).
Wir finden unsere Campsites mit einer Kombination aus Open Street Map, WikiCamps Australia und den Fremdenverkehrsämtern des jeweiligen Ortes und sind bisher damit immer ganz gut gefahren. Wenn wir wieder Richtung Küste fahren gibt es auch wieder mehr offizielle Umsonst-Plätze, die wir mit Rücksicht auf unser Reisebudget ansteuern werden. Im Outback auf einem Parkplatz zu übernachten war uns zu heikel. Erstens rauschen die Roadtrains auch nachts mit vollem Karacho auf dem Highway, zweitens gibt es wohl, wenn auch selten, ab und zu Überfälle und drittens ist uns die völlige Einsamkeit mitten im Nirgendwo doch zu unheimlich, zumindest mit Baby.

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Wie schon seit Jahren lassen wir beim Übernachten egal was auch passiert den Fahrersitz frei, damit wir bei einem Überfall, einem Buschbrand oder einem spontanen medizinischen Notfall schnell einen Notstart hinlegen können.

Ja, das Campen ist hier ein ganz anderes Gefühl. Nach drei Wochen sind wir uns aber sicher: Es ist die beste Art, Australien zu entdecken!

Warum Australien das Land der Camper ist

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