Da wir ein bisschen zu schnell sind, machen wir vor Sydney noch einen kleinen Trip durch die Blue Mountains.

Ich laufe vom Buschklo zurück zum Camper. Rechts von mir leuchtet das Tal glühend rot im Sonnenuntergang. Links von mir ist der Himmel tieflila. Ein unglaublich schönes Naturschauspiel, dass sich uns hier oben auf dem Mount York bietet. Eines von so vielen, die wir hier in Australien erleben durften. Da werde ich fast ein bisschen rührselig – denn: uns bleiben gerade mal noch ein paar Tage hier auf diesem Kontinent. Sehr bald sogar müssen wir schon unseren Camper abgeben. Doch wir sind gut in der Zeit. Zu gut sogar, denn weil es an der Küste hin und wieder geregnet hat sind wir etwas zügiger vorangekommen und haben dann beschlossen, über die Blue Mountains nach Sydney zu fahren.

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Wie so oft ist alleine die Strecke dorthin schon spektakulär. Kurz hinter Newcastle biegen wir Richtung Wisemans Ferry ab, eine Straße, die sich die wunderschön an einem Fluss entlangschlängelt, plötzlich an einer Fähre endet, dann richtig steil bergauf geht und anschließend vorbei an pompösen Anwesen mit Palmenalleen und Golf- oder Polo-Platz samt Pferden im Garten führt.
Nun sind wir also auf dem Mount York. Ein eher unspektakulärer Berg für Schwarzwaldkinder und Albrandbewohner wie wir, aber eine spektakuläre Atmosphäre. Hier darf man kostenlos campen und hat gleichzeitig ein sensationelles Klettergebiet vor sich, was sich viele junge Leute nicht zweimal sagen lassen und ganze Kletterzeltlager aufgebaut haben. Dazwischen stehen noch ein paar freakige Vans, und – wie ein bunter Hund dazwischen – wir.

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Ein einfacher aber sehr netter Platz zum Übernachten, der vor allem bei Campern mit Zelt sehr beliebt ist.

Von hier aus hat man nicht nur einen tollen Sonnenuntergang, sondern auch einen guten Ausgangspunkt für Tagesausflüge, weswegen wir gleich zwei Nächte bleiben und uns die Jenolovan-Höhlen und die Blue Mountains Touri-Massenpflichtveranstaltung in Katoomba zumindest mal aus der Ferne ansehen wollen.
Ersteres: Sensationell. Erneut ist allein schon die Strecke einen Ausflug wert, da sie wunderschön durch die Berge führt und gegen Ende sehr steil und vor allem sehr schmal wird. So sehr sogar, dass Wohnmobile und LKW nicht darauf erlaubt sind. Riesige Reisebusse allerdings schon – und die sind sogar ziemlich flink unterwegs bei den engen und schmalen wie unübersichtlichen Kurven. Unten im Tal angekommen, führt die Straße einfach so durch eine riesige Höhle hindurch, hinter der sich ein kleines Minidorf versteckt. Es besteht aus Hotels, Souvenirshop, Ticketcounter und Parkplatz, sieht aber aus wir ein kleines Dorf aus der Jahrhundertwende (was es ursprünglich auch mal war). Ich glaube insgesamt gibt es hier an die 12 Höhlen, die allesamt als weltweit älteste entdeckte Höhlen gelten und somit hier quasi der Ursprung der Höhlenforschung liegt. Uns kommt das allerdings etwas komisch vor. Aber was solls, interessant sind sie allemal.

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Nachdem mein Gatte bei der Entscheidung der besten Höhlenführung (die Höhlen sind alle nur mit Führung zugänglich) sich galant über die Ratschläge der Kassiererin hinweg gesetzt hat (sie weiß nicht, was unser tolles Baby so alles kann und empfahl uns erst eine kinderwagentaugliche aber langweilige 30 Minuten-Führung, dann eine 45-minütige andere komische) hielten wir (nicht ohne Stirnrunzeln der Kassiererin) 3 Karten für die Lucas Caves in den Händen. Auch wenn die über 900 Stufen hat und 1,5 Stunden geht. Aber sowas von toll ist! Wir sind ja von der schwäbischen Alb einiges an Höhlen gewohnt, doch nachdem wir gefühlte Ewigkeiten eine richtige Strecke unter der Erde bzw. im Fels zurückgelegt haben, die unzähligen Tropfsteine und Felsen sowie die vielen, riesigen Kammern sahen, ja ok, das ist echt ne Nummer größer. Das Baby hat übrigens natürlich alles mit Bravour gemeistert, anfänglich noch interessiert schlief sie aber irgendwann ein – wahrscheinlich taten die kühle Luft und die Dunkelheit ihr Übriges dazu…

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Einen Tag später wollten wir uns auf dem Weiterweg noch Katoombas Wasserfall und die Felsformation namens Drei Schwestern anschauen, hatten aber schon beim Infostand beim Echo Point keine Lust mehr: unzählige Reisebusse, überall langsame Reisegruppen und zu allem Überfluss sollte der Wanderführer ganze 6 Dollar kosten. Von den Parkgebühren von 5 Dollar die Stunde mal ganz zu schweigen. Wir entscheiden uns also dazu, uns auf eigene Faust auf Wanderung zu begeben, immerhin sind wir mit GPS und Open Street Map ja bestens ausgerüstet. Beim Katoomba Falls Kiosk finden wir sogar einen kostenlosen Parkplatz und wandern mit dem aufgeregt plapperndem Baby in der Kraxe erst zum oberen, dann zum unteren Lookout der Katoomba Falls (Wasser platscht, das Baby freut sich!), dann spazieren wir mit herrlichen Aussichten auf dem Prince Henry Cliff Walk herum und sind von den Ausblicken auf die riesige Weite des Eukalyptuswaldes und der Schlucht sehr beeindruckt. Aber dennoch: der nahegelegene Scenic Park mit Gondelbahn, Railway und Pendelgondel macht das Gebiet so überlaufen, dass wir uns hier einfach nicht sehr wohl fühlen und bald weiter ziehen. Allerdings nicht, ohne im netten, definitiv im Schatten der Scenic Restaurants stehenden Kiosks noch eine Portion Pommes zu futtern. Langsam aber sicher geht unsere Zeit in Australien zu Ende, was gleichzeitig bedeutet, dass wir noch ein bisschen Bargeld “loswerden” sollten – und das geht freilich bei einer Familienportion Pommes am besten…

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Von den Blauen Bergen kommen wir…

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