In Cairns pulsiert das Leben. Hippies, Hippster, Naturfreaks, Backpacker und Touris leben hier in friedlichem Einvernehmen. Wenn da nicht die Tropen wären…

Ich sitze auf der Wiese an der Strandpromenade unter einem mit Lampions geschmückten Baum und lausche der Musik. Die Sonne ist gerade untgergegangen, das Baby in meinen Armen eingeschlafen, der Gatte beobachtet die riesigen Fledermäuse und ich will hier nie wieder weg. Hat der Paronella Park mich rationalen Menschen tatsächlich zum Träumen gebracht? Ich will hier, genau hier, unter diesem Baum direkt an der Promenade sitzen bleiben. Ich will mit meinen Freunden in dem wunderschönen, riesen großen, kostenlosen und direkt neben mir liegenden Pool hüpfen und anschließend ein Würstchen auf den kostenfreien Barbequegrills braten. Ich will mit dem Baby und seiner Krabbelgruppe auf der Wiese, auf den Babyspielplätzen und im Wasserspielepark (klar, alles kostenlos) herumtoben. Mit meinen Kollegen hier auf der Wiese Meetings abhalten und neue Themen eruieren. Und ich will hier ganz alleine und gemütlich ein spannendes Buch lesen. Sprich: ich will hier nicht mehr weg.

image

Cairns hat es geschafft, mich zum Träumen zu bringen. Gut, eigentlich könnte Cairns angesichts der vielen Asiaten und chinesischen Schriftzeichen an den Häusern auch irgendwo in Asien sein, und eigentlich ist auch nur die Esplanade direkt am Meer sensationell. Ok, das Great Barrier Reef ist auch eine nicht zu verachtende Attraktion hier, und der eigentliche Grund, warum wir für ganze 3 Nächte auf dem Campingplatz einchecken. Das Wetter spielte nämlich nicht mit –  der Regenwald macht seinem Namen alle Ehre. Immer wieder setzt ein Schauer alles unter Wasser, die Luftfeuchtigkeit sorgt dafür, dass wir uns fühlen wie in einer Waschküche. Besserung ist erst in 3 Tagen in Sicht, weswegen wir die Tour zum Riff auf den 3. Tag buchen – wenn wir schon so ein sensationelles Naturwunder besuchen, dann nicht in strömenden Regen, so viel Luxus darf sein.

image

Jetzt gilt es also, die Zeit bis dahin dem Wetter entsprechend perfekt zu gestalten. Sprich: Der Luftfeuchtigkeit zu entfliehen. Das Baby leidet darunter deutlich mehr als im Outback. Nasse 34 Grad sind eben was ganz anderes als trockene 45 Grad. Viel schlimmer nämlich. Seit Tagen bekommen wir die Wäsche nicht mehr trocken und fragen uns, sie es die Cairnser schaffen, dass ihnen hier nicht alles verschimelt. Sie haben wohl alle Klimaanlagen. Wir beschließen, in ein Einkaufscenter zu fahren, bis wir aber dort ankommen, schlummert das Baby seelig im klimatisierten Auto, weswegen wir nach Kuranda in die Berge fahren und dort etwas in den Tropen herumspazieren. Tatsächlich ist es hier etwas erträglicher, der Wasserfall lohnt sich auf jeden Fall und der warme Platzregen, der uns innerhalb von Sekunden klatschnass werden lässt, wird vom Baby mit aufgeregtem Strampeln kommentiert. Sie spielt nun nicht nur mit Rasensprengern und Wasserspielzeugen, sondern auch in Pfützen. Tja. Eine Wasserratte durch und durch. Den Abend verbringen wir an der Esplanade, grillen mit Meerblick, plantschen in der Lagoon, dem Salzwasserpool, und lassen den Abend auf der Wiese ausklingen.

image

Tags drauf ist das Wetter schon etwas besser und wir besuchen einen Krokodilpark und die Strände, die uns empfohlen wurden. Die Palm Cove und der Trinity Beach sind wirklich schick, allerdings uns etwas zu nobel- künstlich und auch hier nur in Stingernetzen betretbar, wegen der Quallen. Da wir uns mittlerweile fühlen, als würden wir permanent unter Wasser stehen wegen der Luftfeuchtigkeit,  begnügen wir uns mit dem Bauen von Sandburgen und machen uns bald auf, tatsächlich mal einzukaufen und dabei trockene Luft zu atmen – und lassen natürlich auch diesen Abend an der Esplanade mit BBQ, Lagoon und Wiesesitzen ausklingen. Direkt am Meer kann man nämlich ganz gut schnaufen.

image

Dann kommt er, Tag 3. In aller Frühe verlassen wir den Campingplatz und fahren zum Hafen, wo unser Schiff Richtung Great Barrier Reef abfährt. Das Baby ist gespannt und neugierig, warum wir so neugierig und gespannt sind. Wir haben in einer Touriinfo gebucht, da wir uns nicht sicher waren, welche Anbieter wirklich familientauglich sind. Das hat sich gelohnt: so haben wir nicht nur eine sehr günstige, eco-qualifizierte Tour bekommen, sondern auch eine sehr babyfreundliche. Und Seniorenfreundliche. Das Prinzip: ein Schiff fährt mit seinen Kunden zu einer Plattform im Meer, auf der es alles gibt, was man für einen Tagesausflug so braucht: Einfacher Einstieg ins Meer, Bänke, Tische, Schnorchelausrüstung, Buffett, Unterwassertunnel, Glasboden- und Unterwasserbootfahrten, Duschen, Sonnendeck, Minipool, Massage und so weiter. Also auch genug zu sehen und zu tun, wenn man nicht ins Wasser geht. Zum Beispiel, wenn man stattdessen auf ein Baby aufpasst. Sehr tourihaft, ich weiß, aber immerhin kommt so am einfachstes jeder auf seine Kosten. Die Alternative wäre gewesen, dass jeder auf zwei Tagen verteilt eine separate Tour macht, was jedoch unwesentlich günstiger gewesen wäre und uns einen Tag mehr gekostet hätte. So also sind wir alle zusammen. Zum Riff-Kennenlernen bestimmt ausreichend. Und es war wieder einmal großartig und genau die richtige Entscheidung!

image

Fünf Stunden lang haben wir Zeit, alle Angebote auszubrobieren. Ihr könnt gar nicht glauben, wie schnell die vorbei waren! Ich durfte zuerst ins Wasser – und wollte überhaupt nicht mehr raus. Unter Wasser erwarteten mich wunderschöne Korallen und kunterbunte Fische, die kein Werbeprospekt der Welt schöner in Szene hätte setzen können. Völlig zeitlos schnorchele ich staunend kreuz und quer herum und stelle fest, dass viele Fische sich so nah an mich herantrauen, dass ich sie sogar streicheln kann. “Stören die Tiere sich nicht an den vielen Menschen?”, frage ich später den mitreisenden Meeresbiologen. “Im Gegenteil, die freuen sich sogar richtig und spielen teilweise mit den Besuchern!”, meint er. Ob das wohl stimmt? Teilweise macht es wirklich den Eindruck – gerade der riesige Lippfisch Wally kommt immer mal wieder auf einen Besuch vorbei und stupft mich sogar an. Ein Vorteil von alleine-Tauchern, an Grüppchen trauen sich die Tiere dann doch nicht so nah ran.

image

Wieder an Bord werde ich von einem überglücklichen Baby empfangen. Eine Gruppe Asiatinnen hat sich in sie verliebt und schenkt unserer Kleinen alle Aufmerksamkeit – und davon haben Asiaten ja bekanntlich sehr viel. Während der Gatte nun in die Unterwasserwelt eintaucht und ich das Kind von den überschwänglichen Damen losreißen konnte, machen wir zwei Damen eine Fahrt im Unterwasserboot. Dort und im Unterwassertunnel kommt die Kleine auch auf den Geschmack des Riffs und kickst jedes Mal vergnügt, wenn sie einen Fisch entdeckt. Ehe wir uns versehen, sind die fünf Stunden schon wieder vorbei. Viel zu schnell. Doch für uns alle drei, die wir jeweils mehrmals wie auch immer unters Wasser durften (wir hatten je noch eine Meeresbiologen-Tour), ein unglaublich schönes Erlebnis.

Ginge es nach mir, war das nicht das letzte Mal. Zu unheimlich der Gedanke, dass ich mich noch am selben Abend für immer von Cairns verabschieden soll – Luftfeuchtigkeit hin oder her!

Man wird ja noch träumen dürfen…

 

[wysija_form id=”1″]

Verliebt in Cairns

Beitragsnavigation