Auf den Tag genau sind wir jetzt sieben Wochen lang unterwegs. Zeit, etwas sentimental zu werden…

 

Es ist kaum zu glauben: Für uns ist die Halbzeit unserer Reise schon überschritten! Ganze sieben Wochen sind wir jetzt unterwegs, ganze fünf Wochen liegen noch vor uns. Schon? Erst? 10 Tage bleiben uns noch in Australien. Unglaublich, wie wenig. Und unglaublich, dass normalerweise mein gesamter Jahresurlaub bisher nie 10 Tage überschritten hat… Wir haben bereits so viel erlebt, dass wir von “damals” sprechen können. Unsere Ankunft in Melbourne fühlt sich schon so lange her an. Damals, als das Baby sich erst aus Versehen im Melbourner Hotel, dann mit voller Absicht ganz alleine am Strand von Tourquai hinsetzte. Damals, als sie sich Wochen später im Roadhouse von Erldunda im Outback zum ersten Mal ganz alleine in den Stand zog. Als sie in Rockhampton stolz ihre allererste Pommes verspeiste, was der Auftakt der ersten festen Naschereien von nicht-püriertem Essen war. Ist das alles in nur sieben Wochen passiert?

Manchmal – jetzt wird es sentimental – laufe ich hier in Australien an irgendetwas vorbei und denke: “Das kann doch nicht wahr sein!” Das sind absolut banale Sachen. Geniale Spielplätze in einem 30-Einwohner-Kaff. Badeparadiese mitten in den Städten. Barbequegrills und wunderschöne Picknickplätze in jedem Park. Gepflegte Parks überall. Kostenlose Parkplätze direkt am Strand. Der ganze way to be der Australier. Mann! Und in Deutschland gibt es nicht einmal ein kostenloses Klo. In Australien gibt es in jedem Kaff ein gepflegtes Exemplar davon. Teilweise sogar Duschen. Kostenlos und sauber.

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Wie schön wäre es jetzt, hier mit den Freunden gemeinsam zu grillen…

Ob ich was vermisse? Naja. Sagen wir es besser so: Es gibt viel, das ich nicht vermisse. Es gibt aber auch viel, das ich an Australien nicht vermissen werde. Anfangs vermisste ich, pragmatisch wie ich bin, nur gescheites Brot und gescheites Kopapier. Tja, so bin ich. Jetzt habe ich mich an das Campingplatz-Klopapier gewöhnt und wir wissen, wie wir an leckeres Brot kommen. Hier fehlt es uns an nichts. In Deutschland weiß ich das Ringelpony und die Häschen in besten Händen. Wohnung, Auto und alles andere werden ebenfalls zuverlässig versorgt. Heimweh? Absolute Fehlanzeige. Theoretisch könnte ich ewig genau so weiterreisen. Kurze Momente des Vermissens treten auf, wenn ich an meine Freunde denke – und das passiert oft. Wie sehr würde diese Wanderung, dieser Kletterfelsen mitten in der Stadt, diese Wellen oder das Hieppiedorf Nimbin jetzt diesem oder jenem gefallen? Wie schön wäre es, abends gemeinsam am BBQ am Strand zu sitzen? Und wann sehen wir endlich alle wieder, um einfach nur gemeinsam ein Bierchen in unserer Stammkneipe zu trinken?

Spieleparadies nicht nur für die Kleinsten gibt es in Australien nahezu überall. Wie hier in Richmond / Queensland
Spieleparadies nicht nur für die Kleinsten gibt es in Australien nahezu überall. Wie hier in Richmond / Queensland

Was bzw. Wen ich fast schon zu meiner eigenen Überraschung sehr vermisse, sind des Babys beide Krabbelgruppen (an dieser Stelle ganz liebe Grüße!). Die kleinen Knöpfe werden – genau wie unser kleiner Knopf ja auch – in den drei Monaten unserer Abwesenheit so viele Sprünge gemacht haben und gewachsen sein, dass wir sie bestimmt kaum wieder erkennen werden. Ich freue mich schon so sehr, alle (Kleine wie Große) wieder zu sehen!

Das Baby scheint da etwas härter im Nehmen zu sein. Sie scheint nicht einmal gemerkt zu haben, dass wir gar nicht zuhause sind. Sie freut sich sehr wenn sie andere Kinder sieht, beobachtet aufmerksam die Größeren auf dem Spielplatz und macht beim Zusammentreffen mit Gleichaltrigen stets den Eindruck, als würde sie die Aufgewecktere von allen sein. Vielleicht Mutterstolz. Vielleicht wirklich so. Auf jeden Fall ist sie die Gesprächigste. Plappert einfach alle munter zu und sorgt damit für gute Laune. Einmal brachte sie uns jedoch sehr zum Staunen: eine Mama aus der Krabbelgruppe schickte ein Bild von ihrem Baby – und unsere Kleine starrte es einfach nur minutenlang an, und begann dann es munter anzuwinken! Vielleicht erkennt sie ja doch ihre Freunde. Ich bin gespannt, wie das erste Zusammentreffen in fünf Wochen aussehen wird…

Halbzeit + 1

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