Um es ganz vorne weg zu sagen: Diese Stadt gehört wohl zu den verrücktesten Orten, in denen ich je gewesen bin (und noch sein werde). Die Rede ist von Coober Pedy!

Maulwurfshügel. Überall. Riesig groß, mehrere Meter hoch. Von Menschen gemacht. Von Menschen, die noch heute all ihr Geld und ihre Kraft in ein ehrgeiziges Unternehmen stecken: Opale finden. In Coober Pedy dreht sich alles um Opale. Wirklich alles. Selbst die Dugouts, die Wohnungen unter der Erde, würde es ohne den Edelstein nicht geben. Zwei Nächte bleiben wir in dieser verrückten Stadt (mit an die 3.500 Bewohnern kann man das ruhig so nennen), überlegen sogar, noch eine weitere Nacht zu bleiben.

Da esIMG_5491_20151109_122954 hier sogar ganze 4 Campingplätze gibt, dackeln wir erst einmal in die Touriinfo. Die haben uns während unserer Reise schon oft mit wertvollen Infos versorgt und können uns auch diesmal weiterhelfen: der Campingplatz Oasis sei der einzige mit (funktionierendem) Pool, hat kostenloses Wlan und wird inhabergeführt, was ich persönlich ja immer gerne unterstütze. Zudem hat er Schattenplätze (das lernt man schnell zu schätzen hier in der Wüste), ist zentral gelegen und günstig. Perfekt also.gIMG_5428_20151109_122714
George, der Besitzer, hingegen, hält uns erstmal für verrückt. Der Pool? Ja, der ist auf, aber es ist doch viel zu kalt zum schwimmen! In der Tat steht er bei 28 Grad im Pullover vor uns. Seit November ist Nebensaison sagt er, normalerweise ist es um diese Zeit viel zu heiß für Touris – wenn sie nicht in den Dugouts unterkommen. Da haben wir ja noch mal Glück gehabt. Trotzdem nagen die bis zu 35 Grad anfangs an unserem Wohlbefinden.
IMG_5545_20151109_123220 So verbringen wir den Nachmittag damit, gemütlich Siesta zu halten. In unserer Schattengarage sind die Temperaturen erträglich und das Baby flippt schier aus, als es den Pool auch nur erspäht. Ist es erstmal drin im Wasser, ist die Kleine kaum zu halten vor Freude am Plantschen, patschen und Quatsch machen. Eine echte Wasserrratte, und wir nehmen sie ausgerechnet mit in die Wüste!

 

und am Spätnachmittag erkunden wir dann die Stadt. Wir sehen und streicheln Kängurubabys im Känguruwaisenhaus (das Baby ist entzückt), bewundern den Sonnenuntergang auf dem Big Winch, einem Aussichtspunkt, und können uns nicht so recht entscheiden, wie ob wir die Stadt komplett auf eigene Faust oder mit einner Führung erkunden wollen. Letztendlich folgen wir der Empfehlung unserer Deutsch-Österreichisch-Schwedischen-Australischen Nachbarn (ein sehr witziges Seniorenpärchen) und lassen uns von Rudy durch die Stadt und unter Tage führen.

Dasar_IMG_5527_20151109_123127 so eine gute Entscheidung! Allein schon der Guide Rudy ist eine kleine Sensation für sich (er wanderte vor 50 Jahren aus Österreich aus um hier Opale zu finden), und er weiß wirklich über jedes einzelne Haus, jede Höhle und jeden Opalsucher bescheid. Insgesamt 3 Stunden lang tuckern wir mit dem über 80-Jährigen und seinem alten Bus alleine durch Coober Pedy, besichtigen Untergrundkirchen, Untergrundwohnungen, Opalminen, wir heizen über Schotterpisten, am Golfplatz, der Rennbahn und am Drehort von Mad Max vorbei und lernen sehr, sehr viel über die Geschichte der Opalsucher, die Wasser- und Stromversorgung der Wüstenstadt und noch vieles mehr.

Bis heute sind Opalsucher hier zugange und hoffen auf den ganz großen Fund. Das ist keine reine Tourigeschichte, sondern tatsächlich Alltag hier: die Stadt vergibt Genehmigungen, dann darf man sich sein Gebiet abstecken und buddeln. Deshalb auch überall die Maulwurfshügel – da sich Opale in 25 Metern Tiefe befinden, muss man erst mal ein so tiefes Loch graben. Eine sehr teure Geschichte, weiß Rudy. Und eine Garantie auf einen Fund gibt es keine. “Opale findet man nur, wenn Opale gefunden werden wollen”, so Rudy. Für mich völlig faszinierend, dass sich so viele Leute die Mühe machen, hier mitten im heißen nirgendwo auf gut Glück nach dem glitzernden, irgendwie künstlich aussehenden Edelstein zu suchen anstatt einer geregelten Arbeit mit festem Einkommen nachzugehen… Und so wirkt die ganze Stadt auch auf mich wie eine einzige Freakshow wie aus dem wilden Westen.

Coober PedyIMG_5465_20151109_122840 spielt sich also meistens unter der Erde ab. Quasi under down under. Die Dugouts sind noch heute ganz normale Art, hier zu wohnen, schützen die Höhlenwohnungen doch vor der aggressiven Sonne. Sogar einen Untergrund-Campingplatz gibt es, aber leider nur für Zelte. Wir haben sehr lange überlegt, ob wir nicht auch eine eine Nacht in so einem Dugout übernachten wollen, doch irgendwie kam uns das als unnötige Urlaubsausgabe vor – immerhin zahlen wir ja gehörig Geld für den Camper, da sollten wir schon drin schlafen. Ausserdem kostet das günstigste verfügbare Dugout 140 Dollar, und war nur ein klitzekleiner Raum.

Wir begnügten uns also damit, die Schauwohnungen unter der Erde anzusehen und beschlossen, dann wenigstens in einem Untergrundrestaurant essen zu gehen. Leider klappte auch das nicht, da das eine Restaurant dicht gemacht hatte und das andere eine geschlossene Veranstaltung hatte. So gingen wir eben – nach Empfehlung unseres Campwarts – in die fünftbeste Pizzeria Australiens. Das war auch sehr nett und lecker, wenn auch nicht unter Tage.

Doch

noch IMG_5576_20151109_135512etwas ist charakteristisch für Coober Pedy: das Wasser. “Wenn du Coober Pedy besuchst, achte auf jeden Fall darauf, genug 20 Cent-Münzen dabei zu haben”, war ein wertvoller Tipp von Daniel und Marsi von weltreisen.name. Wasser ist hier sehr kostbar und wird aufwendig per Pipeline hierhergeschafft, deswegen ist es für Touris nirgends umsonst. Duschen kostet 20 Cent, Trinkwasser für den Camper kostet 20 Cent und gibt es an 2 Trinkwassertankstellen. Finde ich sehr nachvollziehbar und eigentlich recht günstig für eine Outbackstadt, immrhin kriegt man für 20 Cent 30 Liter feinstes Trinkwasser. So fein sogar meint Rudy, dass sich die Coober Pedianer angeblich kanisterweise damit eindecken, wenn sie in den Urlaub fahren…

Ja, Coober Pedy ist wirklich sehr speziell. Aber wir fanden diese verrückte Stadt irgendwie sehr sympathisch. Als ich dann noch zufällig im lokalen Radiostudio vorbei schauen durfte, war es endgültig um mich geschehen. Coober Pedy ist einfach toll!

Coober Pedy – Freakstadt in der Wüste

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