Schon bevor unser Nachwuchs überhaupt auf dem Weg war, war uns klar, dass wir uns mit unserem Nachwuchs auf den Weg machen werden. Nur – um ganz ehrlich zu sein: Eigentlich hat mich Australien nie so wirklich interessiert.

Witzigerweise aus genau den Gründen, weswegen wir das Land nun bereisen werden. Aber der Reihe nach.

Mein Mann und ich sind eher pragmatische Menschen. So waren wir zum Beispiel nur deswegen in Belgien, weil wir von uns aus gesehen den schnellsten Weg ans Meer suchten – via googlemaps pinnten wir also das Startfähnchen in unsere Wohnung, und zogen das Zielfähnchen dann so lange Richtung Meer, dass der Weg der Kürzeste war: Belgien eben. Dort erlebten wir einen witzigen Urlaub und lernten vor allem einen echten Camping-Opa mit sehr vielen seiner hilfreichen Tricks kennen, die wir heute noch sehr oft anwenden. Aber zurück zu Australien. Das Lieblingsziel einiger Klassenkameraden direkt nach dem Abi hatte es mir wie gesagt nie so wirklich angetan, denn: Es war mir schlicht “zu normal”. Ich wollte damals andere Menschen in anderen Kulturen kennen lernen, weniger die Naturphänomene erkunden. Das wähnte ich am besten in Ländern, in denen es wenig touristische Infrastruktur gibt, und so landete ich eben in Jordanien, dem Libanon, der Türkei und Syrien. Das waren alles tolle Reisen, aber: eher nichts für uns mit kleinem Baby.

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Wann gehts los?

Wie schon gesagt: Wir sind pragmatisch. Da man die Elternzeit schon vor der Entbindung einreichen muss, war der Plan: Wir starten, wenn die Tochter 7 Monate alt ist, ab dann nämlich ist aus medizinischer Sicht einer längeren Reise nichts entgegenzusetzen. Den siebten Lebensmonat hat sie im Oktober erreicht – Fazit: Los gehts im Oktober!

Wo geht’s hin?

Erst nachdem das feststand, haben wir angefangen uns ein Ziel auszusuchen. Unser Ziel sollte ein Ort sein, an dem wir noch nicht waren und uns interessiert (sehr viel Europa, naher Osten und China flogen von der Liste), weit weg sein (so viel gemeinsame Zeit bekommt man schließlich nicht oft) und vor allem: sicher sein. Sicher vor ansteckenden Krankheiten – also nichts in Asien (Malaria und Co.). Sicher vor Gewalt – die nächsten Länder wurden von der Liste gestrichen. Sicher vor Naturkatastrophen (wo ist man davor aber noch sicher?) und sicher im Sinne von einer gewährleisteten medizinischen Versorgung. Hochwertige und verfügbare Nahrungsmittel spielten in Puncto Babybrei eine Rolle (und Amerika war passé), eine gesicherte Infrastruktur im ganzen Land und die Möglichkeit auf individuelles Unterwegssein wären nicht schlecht und ein bisschen Abenteuerfeeling und was zu sehen sollte es auch geben. Und bezahlbar…

So. Das wars dann auch schon mit unseren Ansprüchen. Und übrig blieben Kanada, Australien, Neuseeland. Die Länder in der Ferne, die dem Zuhause am meisten ähneln, so von den Standarts her (soweit ist es also schon gekommen mit meinen Reiseansprüchen…) Und weil in Australien und Neuseeland ab Oktober der Frühling beginnt, entschieden wir uns für die Ziele mit Regenwäldern, Wüsten, Gletschern, Höhlen, Taucherparadiesen und Traumstränden. Und im Warmen. Außerdem – und das ist unter anderem ein Zeichen für viele tolle Orte – sind Australien und Neuseeland übersäht mit Geocaches…

 

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Wie sind wir unterweg?

Australien, das wusste ich von meinen Abi-Kollegen und Trekking-Freunden, ist das Land der Backpacker. Für sie gelten hier paradiesische Zustände. “Ja!”, dachte ich, “das ist ja perfekt!” – “Ne!”, sagte mein Gatte, “drei Monate mit Säugling und Rucksack, das ist doch verrückt!” Nun. Beim zweiten Mal drüber nachdenken kam ich dann auch auf den Trichter, dass das nicht unbedingt sein muss. Wir entschieden uns also für die spießigste aller Möglichkeiten: Einen Camper. Der hat vor allem drei Vorteile: Wir sind vor Wind, Wetter und Hitze geschützt, müssen nicht jeden Tag alles neu zusammenpacken (ich HASSE Schlafsack-Zusammenrollen!) und das Baby hat nicht jeden Tag eine neue Umgebung um sich, an die es sich gewöhnen muss. Außerdem haben wir so die Möglichkeit selbst zu kochen und Lebensmittel zu kühlen.

“Klar, dann kaufen wir uns einfach dort einen Camper und verkaufen den dann wieder.” So war die Idee. Von der wir schnell wieder abkamen. Ein bisschen Recherche hat ergeben, dass die Sache mit dem Autokauf in Australien in den letzten fünf Jahren dank starker Erhöhung der Versicherungskosten und Einführung bürokratischer Hürden ziemlich eingedämmt wurde. Also suchten wir uns einen Mietcamper aus. Unser einziger Extrawunsch: Das Fahrzeug muss Platz für eine Babyschale – und der Anbieter eine solche auch verfügbar im Angebot haben. Und schwupp gab es in unserer Preisklasse exakt EIN EINZIGES Fahrzeug, dass diese Voraussetzung erfüllte. Kleines Manko: er hat kein Bad, das wäre weit außerhalb unseres Preisbudgets. Das ist schade, da es gerade in Neuseeland viele kostenlose Campsites gibt, auf die man nur mit integriertem Auto-WC darf. Aber der Preis für ein vollausgestattetes Mobil war zu hoch – da gehen wir lieber auf einen Campingplatz für das Geld.

 

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Wir hätten das alles auch ganz anders machen können. Gerade das mit dem Camper kostet uns nicht nur am meisten Geld, sondern auch am meisten Überwindung. Meine größte Bewunderung galt der schon erwähnten “Familiy without Borders”, die mit zwei Zwergen und zwei Rucksäcken und einer sehr groben Richtung durch touristisch überhaupt nicht erschlossene Länder zogen. Doch in diesem Falle sind wir wahrscheinlich typisch deutsch. Ein gewisses Maß an Planungssicherheit hätten wir schon gerne. Die Couchsurfing- oder Hostel-Optionen sind uns wegen immer wechselnden Umgebungen für das Baby zu heikel. Außerdem schränkt uns das in Sachen Flexibilität sehr ein, da wir das meistens vorbuchen müssten. Mit dem Camper sind wir einfach dort und haben immer alles dabei – außerordentlich komfortabel, wie wir in unserem spontanen und superzufälligen Wohnmobilurlaub in Polen schon erfahren haben.

Der ganze Orgakram

Damit wir in Sachen Spießigkeit auch wirklich nichts auslassen: Wir haben alles über ein Reisebüro gebucht. Nachdem wir das erste Mal dort waren und im Internet die Preise verglichen haben stellten wir nämlich fest, dass viele Dinge (Flug und Camper vor allem) sogar günstiger sind, wenn man es im Reisebüro bucht. Zumindest in unserem. Bei den Fahrzeugen machte das sogar über 2000 Euro aus! Außerdem denken Reisebüros in der Regel für dich mit, was vor allem für mich kleinen Chaot sehr praktisch ist. Und unser Reisebüro ist zum Glück sehr erfahren in unseren Zieldestinationen und steht mit Rat und Tat bei der Planung zur Seite (und ruft vor allem laut “Das ist mit Kind (nicht) machbar!”, wenn etwas mit Kind (nicht) machbar ist).

 

So viel also zum wie und wieso. Der Rest wird ein Kinderspiel. Haha. Der Rest ist vor allem wie alles, was mit einem neuen Erdenbürger zu tun hat: Aufregend!

 


 

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Wie und wieso Auseeland / Neustralien?

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