Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie glücklich wir darüber sind, dass wir so viel Glück haben. Über die super Klimaanlage. Über die schier immerwährende phänomenal gute Laune unseres Babys. Und vor allem: über das Wetter im Red Center!

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Egal wie heiß es im Outback ist – im Red Center, also am Ayers Rock, ist es heißer, sagt man. Als wir nach einer unspektakulären Nacht in Kulgera, dem ersten und letzten Roadhouse im Northern Territory, nach vier Stunden Fahrt im Yulara Resort ankommen, ahnen wir noch nicht, wie sehr uns die nächsten Tage – romantisch gesagt – verzaubern werden. Verursacher sind dabei vor allem drei Dinge: Der Uluru, die Kata Tutja und das Yulara Resort selbst.

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Der Uluru
Australiens Wahrzeichen ist groß und rot, steht mitten in der Wüste und lockt jährlich hunderttausende Besucher an. Auch uns. Eigentlich haben wir gar keine wirkliche Lust auf einen übertriebenen Touriauflauf, sich in Pose schmeißende Laienfotografen mit null Beziehung zur Natur und Kultur (nach einer furchtbaren Erfahrung im Schloss Neuschwanstein nennen wir das “Neuschwanstein-Effekt”) – doch auslassen, nein, das wollen wir den Nationalpark dann doch auch nicht.
Und so klingelt in unserer ersten Nacht im Rresort der Wecker bereits um 4:30 Uhr. Gemeinsam mit dem gefühlt halben Campingplatz schließen wir uns der Sunrise-Panik an und düsen in aller Frühe zum Sunrise Lookout am Uluru. Das Baby ist darüber Semi-begeistert und kommentiert dieses Unternehmen mit genervtem Gequake. Da wir zum Fahren das Bett abbauen müssen, wurde sie davon leider wach. Am Lookout angekommen jedoch freut es sich im Gegensatz zu uns über die vielen hundert Leute, die wir jedoch angesichts des unglaublichen Naturschauspiels vor uns scchnell vergessen: Die Sonne geht auf und setzt den roten Berg in ein ganz besonders Licht. Und als hätte jemand gemeint, für uns noch ein bisschen mit Photoshop herumexpedimentieren zu müssen, wird dieses Schauspiel noch von einem Regenbogen umrahmt! Unglaublich! Das haben selbst die Reiseführer noch nicht erlebt, erlausche ich. So stehen wir also einfach mit den vielen anderen Menschen da und bewundern das Szenario vor uns – inklusive Baby.

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Anschließend wird der Himmel bewölkt. Wir haben uns für heute noch die zwei kleinen Wanderungen, den Kuniya Walk und den Mala Walk, vorgenommen, fahren zum Kuniya Walk und frühstücken dort erstmal auf dem Parkplatz. Immerhin hat man ja immer alles dabei in so einem Camper. Anschließend, es ist viertel vor 7, packen wir ausreichend Wasser, Sonnenschutz und jede Menge anderes gerödel fürs Kind ein und machen uns auf den circa halb- bis dreiviertstündigen Weg. Nach 5 Minuten haben wir sämtliche Touribusladungen Menschen eingeholt und sind am Wendepunkt. Und das obwohl wir ziemlich getrödelt haben! Nach weiteren 5 Minuten sind wir wieder am Auto.

Ha! Was soll denn jetzt das? Ihr könnt es euch bestimmt denken: wir sahen uns an – das ist ja wohl ein Witz! Wir schauen in den Himmel: sehr bewölkt, kaum Chance auf Sonne. Wir schauen uns noch einmal an: ja, dann laufen wir doch drumherum! Und das machten wir dann auch. Das Baby, noch geflasht vom frühen Aufstehen, schläft in seinem Tragerucksack. Wir legen ein rasches Tempo vor und meistern die knapp 11 Kilometer lange Runde in knappen 2,5 Stunden, inklusive Fütterungs- und Wickelpause. Angegeben waren 3,5 Stunden ohne Pausen.

Hab ich schon mal erwähnt, wie froh wir über das Wetter sind? Zwar hat es trotz allem noch 33 Grad, die sind aber sehr angenehm, wenn keine Sonne scheint. Die Umwanderung des Uluru hätten wir uns mit dem Baby niemals erträumt, doch dank des super Wetters war das eine einmalige Erfahrung. Wer jedoch nicht so viel Glück mit dem Wetter hat, sollte auf jeden Fall den Mala Walk machen, das ist mit Abstand der schönste Teil der Strecke. Aber…

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Die Kata Tjuta

… nichts, wirklich nichts geht über den Track “Valley of the Winds” durch die Kata Tjuta. Auch ein Uluru-Sunrise mit Regenbogen nicht. Wir sind wieder mit vielen anderen Frühaufstehern bei einem Sunrise-Lookout, doch diesmal bei den 50 Minuten vom Resort entfernten Kata Tjuta (Olgas) und ohne Sunrise. Die Sonne lässt uns heute im Stich, doch auch heute sind wir ihr eher dankbar als böse darüber. Nachdem das gestern mit der Umwanderung so gut geklappt hat wollen wir heute erneut hiken gehen – und zwar den sehr anspruchsvollen Valley of the Winds Track. Hier ist die Hitze so gefährlich, dass der Track ab 36 Grad oder 11 Uhr (was als erstes eintritt) gesperrt wird. Das Baby hat derweil diesmal komplett verschlafen dass wir aufgestanden, weggefahren und auf den Lookout gelaufen sind, und guckt jetzt neugierig aus der Wäsche. Sie liebt es sehr, in ihrem Tragerucksack durch die Landschaft getragen zu werden und nachdem wir das Gelände auf Tragerucksacktauglichkeit gecheckt haben, geht sie los, eine der schönsten Wanderungen, die ich jemals gemacht habe. Schnell wird uns klar, warum der Track nix für Hitze ist: wenn sich die Felsen richtig schön in der Sonne aufheizen, fühlt man sich bestimmt bald wie in einem Backofen. Da man nicht nur rechts und links Felsen hat, sondern auch direkt auf ihm läuft, ist man garantiert innerhalb kürzester Zeit gegart.

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In unserem Fall ist es jedoch so angenehm kühl, dass wir das Baby sicherheitshalber in langer Kleidung lassen. Die Sonne steckt hinter dicken Wolken, es hat sehr angenehme 32 Grad und es weht ein angenehmer Wind durchs Tal. Der Weg ist wunderschön, manchmal etwas anspruchsvoll, jedoch immer so, dass wir das Baby stets in Sicherheit wissen. Das hat sich derweil wieder ins Land der Träume begeben und wacht erst auf, als wir mitten in einer biblischen Oase stehen: vor uns liegt ein Tal wie gemalt, sowas von unglaublich schön, das kann man gar nicht beschreiben!

Die Kleine findet das wohl auch, denn sie gluckst und lacht und plappert die ganze Zeit bis wir wieder beim Auto sind. Ich glaube, das wird mal ein echtes Naturmädchen wie aus dem Bilderbuch (woher es das wohl dann hat??? ;))

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Fazit dieser Wanderung: Wer kann sollte unbedingt diese Wanderung machen, jedoch unbedingt früh starten. Als wir um halb 10 wieder am Parkplatz sind ist es trotz Wolken schon sehr warm, da wären wir mit Baby schon nicht mehr los und hätten ohne Baby als geübte Wanderer ganz schön geschnauft. Meiner Meinung nach ist das zwar nicht so hoch angesehen wie eine Wanderung um den Uluru, dafür aber mindestens 100 Mal schöner. Die Kilometerangabe stimmt genau, nur haben wir die vorgegebene Zeit wieder deutlich unterboten und statt 4,5 Stunden gemütliche 2,5 Stunden gebraucht (mit Fütterungs- und Wickelpausen).

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Das Yulara Resort
Der erste Eindruck dieser Anlage war schon recht enttäuschend. Auf den ersten Blick wirkt alles wie aus den 70ern. Wir waren auch etwas voreingenommen, da ich woher auch immer im Kopf hatte, dass der Campingplatz 60 Dollar die Nacht kosten sollte. Als wir dann eincheckten, änderte sich unsere Meinung. Pro Nacht kostet der Platz nun 42 Dollar, die dritte Nacht ist sogar umsonst. Genauer betrachtet ist die Anlage gar nicht alt, sondern zumindest in Sachen Hotels auf alt gemacht (der Campingplatz ist original-alt).

Und die Anlage ist wie für uns gemacht: Wir sind in der Wüste. Es ist heiß. Wir sind in 2 Tagen in aller Frühe 20 Kilometer gelaufen. Wer früh aufsteht, ist auch früh wieder zuhause, und da es trotz Wolken im Camper ziemlich heiß ist, liegen wir nun am 2. Pool und chillen in einer Strandmuschel. Das Yulara Resort ist eine künstliche Stadt voller Touris und hat vom Supermarkt über Tennisplätze bis hin zum Amphitheater alles, was Touri so braucht. Das Schöne daran ist, dass jeder Gast alles nutzen darf. Und so üben wir uns nach den Kata Tjutas im Pool Hopping. Unser Favorit bisher ist der Pool der Hotelanlage “Sails in the Desert”. Hier gibt es zwar viele Snobs und Butler mit Champagnerflaschen, aber die sind lange nicht so grummelig wie die Spießer im Pool des “Desert Gardens”. Wir liegen also erfrischt und geflasht (das Baby ist nach ausgiebigen Plantschen eingeschlafen) in einer Strandmuschel und gönnen uns den aller ersten frisch gemahlenen Kaffee seit wir Australien betreten haben. Später lassen wir uns vom kostenlosen Shuttlebus noch zum Supermarkt fahren und futtern ein Eis. Anschließend shuttlen wir wieder nach Hause in den Party- Campingplatzpool… Und so geht das den ganzen Tag über, bis die Hitze erträglich ist. Dem Baby zuliebe verzichten wir auf die kostenlosen Programmpunkte Kamelfarm und Sternwarte sondern widmen uns ganz den Erfrischungen. Sobald sie Wasser auch nur sieht flippt sie schon aus! Einfach zu süß.

So hatten wir dank unserem Wetter-Glück deutlich mehr vom Nationalparknals gedacht. Und alle haben es so richtig ausgiebig genossen!

The Red Center – eine Liebeserklärung in 3 Akten

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