Wie die Jungfrau zum Kind oder: Wie genau kommen wir eigentlich auf die Idee, mit 2 kleinen Kindern und einem Dachzelt zu verreisen?

 

Durch Australien und Neuseeland cruisten wir mit einem Campervan. Wieso kommen wir jetzt also auf die Idee, so einen Luxus zu verweigern und stattdessen in einem Dachzelt zu hausen? Die Antwort ist selten einfach: Wir hatten eines zur Verfügung. Einen Camper nicht. Natürlich könnten wir uns ein Wohnmobil mieten, doch das wäre für diesen Zeitraum, diese Strecke und dann auch noch in der Hochsaison viel zu teuer (Start bei ca. 6.000 Euro).

Selbstgebaut und bewährt

Nachdem klar war, dass wir wieder auf Elternzeitreise gehen, aber noch unschlüssig in Sachen Art und Ziel seien, meinte ein Kollege des Gatten (der ungefähr genauso reisefreudig ist wie wir) mehr aus Spaß: „Also ihr könnt natürlich auch unser Dachzelt haben!“

Dachzelt. Zwei kleine Kinder. Is klar. Dachte ich. Was für ein Witz! Erst recht, als ich dann noch erfuhr, dass besagtes Dachzelt 24 Jahre alt ist und vom Kollegen selbst gebaut wurde. Und das ist es:

 

Vorteile vom Dachzelt

Dachzeltfans schätzen vor allem das angeblich einmalige Gefühl einer Dachzeltübernachtung und das geringe Packmaß im Auto: Da das Zelt inklusive Matratze auf dem Dach ist, benötigt man im Kofferraum keinen Platz für Zelt und Luftmatratze inkl. Zubehör wie Pumpe etc, was bei 4 Personen ja schon ordentlich umfangreich ist. Außerdem kommt in ein Dachzelt wohl weniger Dreck rein, da es nun mal nicht am Boden, sondern auf dem Dach ist.

Die allererste Anprobe. Passt soweit.

Aufs Dachzelt gekommen

Nun. Schauen kostet ja nichts dachten wir. Und als besagter Kollege bei der „Anprobe“ des Zeltes auf unser Auto von seinen verrückten Touren erzählte, waren wir plötzlich nicht mehr ganz so voreingenommen. Das Zelt war schon ganz schön rumgekommen auf der Welt. Also folgten der „Anprobe“ mehrere Tests.

Die Leiter und die Halte-Ösen mussten noch angepasst werden – sonst hat alles gepasst.

Erster Test: Trockenübung

Eine Trockenübung auf der Alb („kommt Biba da hoch? Passen wir alle da rein? Hält das Zelt so viel Belastung aus?) später war klar: Das machen wir! Könnte zwar etwas eng werden beim Schlafen, aber man kann darin auch aufrecht und sehr gemütlich sitzen und den ein- oder anderen Regentag darin verbringen.

Biba macht den 1. Test.

Zweiter Test: Oweiowei

In den Pfingstferien folgte dann der 1. Härtetest: Übernachtung im Stall. Biba war völlig aufgedreht und wollte mit dem Dachzelt so ziemlich alles machen, nur nicht darin schlafen. Auch wenn wir sonst immer im Familienbett schlafen, war die 1. Nacht enorm eng. Ich lag viel zu weit hinten und konnte meine Beine nicht strecken, weil ich nicht zu nah an die Kante wollte. Außerdem hatte ich Angst, dass Biba im Halbschlaf durch das Moskitonetz krabbelt und hinunterpurzelt.

Stalldienst mit Dachzelt-Test verbinden… lustige Sache!

Und als ich mal für kleine Mädchen musste, tappte ich erstmal im Dunkeln die Treppe hinunter. Zudem hatte ich mich viel zu warm angezogen und schwitzte in der Nacht enorm, war aber zu faul mich umzuziehen, denn dafür hätte ich wieder runter ans Auto gemusst um die Klamotten zu holen. Der Einzige, der die Nacht wohl entspannt war, war Baby Bo – ihm war es schlichtweg egal wo er schlief, Hauptsache seine Milchquelle ist nicht allzu weit weg.

Und trotz allem waren wir am nächsten Morgen komplett begeistert. Biba war sehr enttäuscht, als wir das Dachzelt wieder zusammenklappten. Auf die Frage, ob sie für ganz lange im Dachzelt wohnen wollte kam ein eindeutiges und vorfreudiges “AU JA MAMA!”

Dritter Test: Gewitter

Die vielen Baustellen haben wir also gleich angepackt. Licht, Teppich für die Leiter, Sicherheitsnetz als Rausfallschutz und vieles mehr landete auf unserer Todo-Liste. Und dann kamen 2 wunderschöne Testtage im Schwarzwald.

Auf dem Grundstück des Schwiegervaters übten wir unfreiwillig Gewitter. Pünktlich zur Schlafenszeit fegte ein regelrechter Gewittersturm über uns hinweg. Biba und ich schrien die schönsten Kinderlieder, und dennoch haben wir uns kaum gehört, so laut prasselte der Hagel auf unser Dach. Die Blitze sorgten für sekundenlanges Licht und bei jedem Donner spürte man das Auto wackeln – und das alles eine Stunde lang. Aber: Das Zelt hält dicht! Da konnte unser Neuseelandcamper mit seinem kaputten Dachfenster nicht mithalten.

Meine Heimat zeigt sich von der besten Seite.

Vierter Test: Campingplatz

Nach der Ortenau ging es weiter in den Schwarzwald. Es ist schon komisch, wenn man in dem Ort, in dem man so lange gelebt hat, plötzlich als Tourist auf den Campingplatz zieht. Aber auch cool! Auch hier lief alles wie am Schnürchen und wir hatten eine tolle Zeit nahezu ohne Pannen. Ok, ein bisschen viele Schnecken, aber die kommen zum Glück nicht bis ins Dachzelt hinauf. Und ja, die Dachzelt-Fans haben sowas von recht: Das Aufwachen da oben ist wunderschön!

Fazit: Übung ist alles

Nach diesen vielen Tests hatten wir uns schon richtig eingegroovt: Vor allem die Schlafpositionen sind jetzt perfektioniert. Biba an der Wand, daneben der Gatte, dann Bo, und ich wieder an der Wand. So hat mein Riesengatte genug Platz für seine Beine, und ich kann mich auch noch auf Bos Platz hin ausstrecken. Unsere Schuhe baumeln schneckensicher an der Leiter und wir haben einen festen Platz für die Klo-Taschenlampe ausgemacht. Der Rest ist einfach wie beim normalen Camping auch: Alles leicht chaotisch und improvisiert, aber irgendwie auch lustig. So lustig, dass Biba nach diesem Wochenende sehr enttäuscht war, dass es nun wieder heimwärts geht. „In mein Bett? Ohne Zelt? Das ist aber schade…“

Hintergrund: Wieso Dachzelt?

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